Was wir uns davon versprechen

Als Ganztagsschule verbringen die SchülerInnen der Integrativen Lernwerkstatt Brigittenau (ILB) den Großteil ihrer Zeit in der Schule. Hier gilt es den unterschiedlichen Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen zwischen 6-14 Jahren gerecht zu werden. Raumknappheit, hohe SchülerInnendichte und eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten sind tägliche Herausforderungen. Den SchülerInnen bleibt wenig Freiraum für unbeobachtete, unstrukturierte Zeit und Aufenthalte in der Natur. Mit der Erweiterung in den Lernraum Natur sollte für die SchülerInnen ein Stück Freiraum geschaffen werden, in welchem sie selbständig Erfahrungen mit allen Sinnen machen und Natur „aus erster Hand“ erleben können. Wichtig war dabei, sie wieder in Beziehung zu bringen mit Tieren und Pflanzen der Umgebung und ihnen elementare Naturerfahrungen zu ermöglichen. Über die den SchülerInnen lieb gewordene „AU“ soll Umwelterziehung über Beziehung wirksam werden. Durch handlungsprozessorientierte Projekte lernen die SchülerInnen Verantwortung zu übernehmen und wird ihre soziale Kompetenz erweitert.

Wer zur Entstehung nötig war

Als Ort der Umsetzung steht der Integrativen Lernwerkstatt Brigittenau (ILB) seit Herbst 2013 das AU-Projekt der ILB in der Stockerauer Au zur Verfügung. Angemietet wurde dazu eine Liegenschaft und eine Gartenfläche im Herzen der Stockerauer Au.  Als Kooperationspartner konnte die Familie Moll und die Gemeinde Stockerau gewonnen werden. PädagogInnen, Eltern und der Schulleiter der ILB gründeten der Verein „Lernen unter Sternen“ zur Unterstützung des Projekts. Der Verein nimmt sich der Finanzierung und der Rechtsangelegenheiten des AU-Projekts der ILB an.

 

 

Projektbeschreibung

Kinder und Jugendliche verbringen immer weniger Zeit in natürlichen Lebensräumen. Verloren geht dabei die kindliche Neugierde und Freude allem Lebendigem gegenüber, die Entdeckerfreude, die Abenteuerlust und die Fähigkeit Kreativität aus sich selbst zu schöpfen. Das AU-Projekt der ILB soll dieser Entwicklung entgegenwirken.

Natur als Lebens-, und Lernraum soll dazu dienen sie selbständig Erfahrungen und Entdeckungen machen zu lassen mit allen Sinnen und ihnen Raum und Zeit zu geben für ihre Gestaltungsfreude. Die 6-12Jährigen bekommen Zeit für elementare Naturerfahrungen und lernen die Tiere und Pflanzen des Ökosystems kennen. Das Entscheidende ist hierbei der Beziehungsaufbau, denn nur was mir wertvoll erscheint, werde ich auch schützen wollen. Gedanken zu Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Umgang mit Ressourcen werden aufgegriffen und teilweise auch vor Ort umgesetzt.  Teilweise werden die jüngeren SchülerInnen bei den Großprojekten der 12-15 Jährigen mit einbezogen. Dies fördert das Verantwortungsbewusstsein der älteren SchülerInnen.

Den 12-15Jährigen kommt bereits eine wesentlich größere Aufgabe zu. Sie verbringen zwei Wochen in der AU zu einem handlungsorientierten Projektthema. Ein wesentlicher Aspekt dieser Projekte ist es, theoretische Lerninhalte mit praktischer Anwendung zu verbinden und somit sinnstiftend zu wirken. Es wird geforscht, naturwissenschaftlich experimentiert und dokumentiert, Technik bezogen und handwerklich gearbeitet. Experten von außen (Biologen, Bootsbauer, Tischler, Künstler) begleiten die Projekte mit ihrem professionellen Wissen und Können.

Ein wichtiger Aspekt sind die täglich zu verrichtenden Gemeinschaftsaufgaben wie Kochen, Feuer machen, Wasser holen etc. Dabei lernen die SchülerInnen Verantwortung zu übernehmen und erleben sich als wertvoller Teil der Gemeinschaft.

Themen wie Nachhaltigkeit, umweltschonende Nutzung der AU, Umgang mit Ressourcen wie Wasser ergeben sich aus dem Ort und seiner Nutzung wie beim täglichen Kochen am Holzofen oder an der offenen Feuerstelle. Das Wasser muss aus einem Brunnen geholt werden und allein dieser Vorgang veranschaulicht den Kindern und Jugendlichen den täglichen Wasserverbrauch.

Die Bewusstmachung von Kreisläufen in der Natur und im Umgang mit Rohstoffen und Produkten ist ein essentieller Teil des Projekts. Recycling und Upcycling werden vor Ort gelebt und erfahrbar gemacht. Somit wird Natur auf sinnliche und alltagspraktische Weise als schützenswert begriffen. Hier wird es Kindern und Jugendlichen möglich, durch die unmittelbare Auseinandersetzung mit „ihrem“ Ort einen möglichst umweltschonenden Umgang mit der Natur zu erlernen. Die Aufenthalte in der Natur wirken auf unsere SchülerInnen beruhigend und gleichzeitig anregend.  Die ihnen lieb gewordene AU ist für die SchülerInnen ein schützenswerter Platz geworden. Umwelterziehung über Beziehung zu „ihrem Platz“ ist wirksam geworden.

Die Umsetzung praxisorientierter Projekte gibt allen SchülerInnen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und ihren kognitiven, physischen und psychischen Fähigkeiten die Möglichkeit sich ihrer Entwicklung entsprechend einzubringen und sich dabei als wertvoller Teil der Gemeinschaft zu erleben. Die gemeinsame Arbeit an einem Projektziel verbindet SchülerInnen unterschiedlichster sozialer und kultureller Herkunft. Beziehung, Achtsamkeit und Wertschätzung werden aufgebaut untereinander und gegenüber der sie umgebenden Natur.

Das AU-Projekt dient zu gelebter Umwelterziehung, zur Erziehung zu sozialer und globaler Verantwortung.

Gemeinsamer Ort für alle Schulstufen

Während unser Grundstück bereits für die 1.-3. Schulstufe als fixer Bestandteil ihrer spielerischen AU-Erfahrungen gilt, nimmt die Arbeit im Garten für die Größeren eine immer wichtigere Rolle ein, bis sie schließlich für die 13-15jährigen SchülerInnen des Ausgangsbereiches zum Herzstücke ihrer zweiwöchigen Projekte wird.

Der Garten ist Medium für Interaktionen mit und in der Natur. Der Garten dient als geschützter Bereich in der Natur – der nicht komplett „wild“ ist, sondern durch das Kultivieren Form und Struktur erhält. SchülerInnen mit wenig Naturbezug und/oder Berührungsängsten mit in der Natur vorkommenden Tieren wie Insekten, Schnecken etc. kann die Arbeit im Garten dazu hilfreich sein, Blockaden und Ängste dieser Art almmählich abzubauen. Sie lernen durch das praktische Tun und die fachliche Begleitung, mit den kleinen und großen BewohnerInnen des Gartens umzugehen, indem sie sie kennenlernen und ihren Nutzen erkennen.

Die praktische Arbeit im Garten umfasst das ökologische Anbauen von Gemüse, Kräutern und Blumen. Angelegt wurden ein Hügelbeet, ein Hochbeet, eine Kräuterspirale und ein Kompost. Vermittelt wird Gartenkunde, Pflanzenkunde, Bodenkunde und Wissen über eine ökologische Anbauweise unter Einbezug natürlicher Kreisläufe in der Natur. Im Herbst 2015 konnte mit Staunen und großer Freude die erste Kartoffelernte eingebracht werden und bereicherte das Mittagessen. Der Garten ist ein Ort der Inklusion, in dem die Jugendlichen Zugehörigkeit und Gemeinschaft erfahren können. Durch das gemeinsame Arbeiten – das Säen, Pflegen und Ernten – erfahren sie Verbundenheit zur Natur und ihren Mitmenschen. Die SchülerInnen erkennen den Wert von selbst angebauten Nahrungsmitteln, welcher Aufwand damit verbunden ist und das alle Hände gebraucht werden.

Der Garten kann auch ein Medium sein, sich seines eigenen Wachstums wieder bewusst zu werden. Etwas zu pflegen und wachsen zu sehen, fördert das Gefühl der Verantwortung für sich selbst und der Mitwelt.

Entstehung und Vergänglichkeit können im Garten erfahrbar gemacht werden. Diese Erfahrungen können einen großen Beitrag für das weitere Leben der SchülerInnen darstellen. Einen bewussten Umgang mit Vergänglichkeit zu entwickeln, wie beispielsweise durch den Befall von Schädlingen der eigens angebauten und gepflegten Pflanzen, ist ebenso Ziel der Gartenarbeit, wie die Auseinandersetzung mit Konflikten innerhalb der arbeitenden Gruppe. Reflexionsfähigkeit, Respekt und Kommunikation werden bei Feedbackrunden und während der Arbeit geübt.

Neugier, Beobachten, Erkennen und Handeln stehen im Vordergrund.

Erfahrungen:

Es ist schön zu sehen wenn SchülerInnen, oft mit Migrationshintergrund, kommen und sagen: „Das habe ich schon in Serbien… gemacht, ich weiß wie das geht.“ und dann Verantwortung für die entsprechende Tätigkeit übernehmen. Auch wird durch die Arbeit im Garten ein Berufsfeld aufgezeigt und es kann Interesse dafür geweckt werden. Meiner Erfahrung nach ist das Schneiden von Obstbäumen ein besonderes Highlight, bei dem ich jedes Mal wieder erstaunte Schülerinnen höre: “ Ich hätte mir nie gedacht, dass da so viel Theorie dahintersteckt. Das ist eigentlich voll interessant.“

Umgraben mit Leidenschaft: es hat sich gezeigt, dass die SchülerInnen sehr gerne grobe Arbeiten wie Umgraben und Schaufeln übernehmen. Teilweise können sie sich damit einen ganzen Tag beschäftigen. Vielleicht steckt hinter dieser Begeisterung eine Projektion ihrer inneren Umwandlung vom Kind zum jugendlichen Erwachsenen.

 

Leitfaden

DIE AU erweitert die Vision und das Ziel der Integrativen Lernwerkstatt Brigittenau (ILB) vom kindgerechten, inklusiven und ganzheitlichen Lernen.

DIE AU soll den SchülerInnen der ILB

  • elementare Naturerfahrungen ermöglichen
  • ihr Verständnis und ihre Wertschätzung für die Natur aufbauen
  • durch handlungs- und prozessorientierte Projekte die praktischen Fähigkeiten und ihre soziale Kompetenz weiterentwickeln
  • die Natur als Lebens- und Lernraum erfahrbar machen, ihre Entdeckerfreude wecken und ihren Forschergeist anregen
  • ermöglichen sich als wertvoller Teil der Gemeinschaft zu erleben und eigene Potentiale zu entdecken und entfalten zu können.

 

100 % NATUR

100 % LERNEN

100 % SPASS

Impressionen aus der AU